Ende 12. Jahrhundert
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Die Stadtkirche St. Petri wurde auf dem höchsten Punkt der Innenstadt, also an städtebaulich und topografisch exponierter Stelle, als spätromanische kreuzförmige Pfeilerbasilika mit einer Doppelturmfront im Westen und wahrscheinlich zwei Apsidentürmen im Osten erbaut.
Aus dieser Zeit stammt u.a. der spätromanische Kreuzbogenfries, ein Ziegelfries aus Formsteinen, heute noch zu sehen am Faulen Turm.
Schnell war sie die Hauptpfarrkirche für die städtische Bevölkerung, während die Kirche St. Marien, der Vorgängerbau des heutigen Domes, die Pfarrkirche der Burg und des markgäflichen Burglehens war.
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1218
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Erste Erwähnung eines Pfarrers Hermann an der Kirche St. Petri.
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um 1225
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Stadtbrand
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1233
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Ein Vikar Hermann wird erwähnt (Hermann Vicarius beati Petri).
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um 1250/60
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Erhöhung des Petriturmes mit spitzbogigen Öffnungen
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um 1300
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Der Chor wird verlängert und glatt geschlossen, wie ihn Kirchenbauten des Zisterzienserordens häufig aufwiesen. Bis dahin war die Apsis fünfeckig gebrochen.
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1375
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Stadtbrand
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1386
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Stadtbrand mit umfangreichen Schäden der Kirche, die Dachstühle
wurden vernichtet.
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1401–1440
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Wiederherstellung der Kirche, neues Kirchenschiff, möglicherweise Ausführung des vierten Geschosses des Faulen Turmes. Er besitzt bis heute ein spätgotisches oberes Geschoss auf romanischen unteren Stockwerken.
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1424
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Anbau der Tuchmacherkapelle an der Südseite des Langhauses (St.-Wolfgangs-Kapelle).
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1441
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Der Meißner Bischof Johann IV. bestätigte die Bruderschaft der Kirche Unserer lieben Frauen in St. Petri.
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1469
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Guss einer Glocke von Nicol Hilliger.
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1471
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Stadtbrand, auch der Faule Turm war betroffen, die Glocke von Hilliger
zerschmolz.
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1480
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Die Petrikirche war bis zur Erhebung der Kirche Unser Lieben Frauen zum Kollegiatstift (seitdem als Dom bezeichnet) die Hauptpfarrkirche der Stadt Freiberg.
An ihr war der Erzpriester der Sedes Freiberg des Archidiakonats des Bistums Meißen tätig.
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1484
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Stadtbrand, auch die Türme waren betroffen.
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1487
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Guss der großen Glocke von Oswald Hilliger.
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1488
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Anbau der Einbeckschen Kapelle an der Nordseite des Langhauses (Kapelle der 11000 Jungfrauen).
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1494
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Die Turmspitze wird durch einen heftigen Sturm auf das Kirchengebäude geworfen.
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Beginn 15. Jh.
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Ein Türmer bewohnte den Petriturm.
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1526–1527
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Sanierung des Petriturmes mit Aufbau einer neuen Turmhaube im Stil der Frührenaissance, die kupferne Dachhaut erhielt einen Grünanstrich.
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1537
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Mit der Einführung der Reformation kam die Petrikirche in das
Patronat des Rates der Stadt Freiberg.
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1570
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Guss der kleinen Glocke von Wolf Hilliger, möglicherweise in diesem
Zusammenhang Aufstockung des Faulen Turmes.
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1634–1639
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Andreas Hammerschmidt war Organist an der Petrikirche.
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1678
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Am Faulen Turm werden die oberen Schallöffnungen hereingebrochen.
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1728
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Große Zerstörungen beim Stadtbrand am 1. Mai 1728, nur der Faule Turm
blieb weitgehend unbeschädigt.
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1728–1734
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Die Grundform der Basilika, welche mit Seiten und Querschiff an das durch zwei freistehende, achteckige Säulen abgegrenzte Mittelschiff anschließt, blieb bei dem von Johann Christian Simon verwirklichten Entwurf des barocken Neubaues erhalten. Das Kreuzgewölbe lässt den ursprünglichen Stil der Kirche noch teilweise erkennen.
Die Haube des Petriturmes, entworfen und gebaut von Ratszimmermeister Haupt, dann Johann Gottlieb Ohndorff, wurde aufgesetzt, das Kupferdach und die Laterne des Petriturmes erhielten einen grünen Anstrich.
Drei Emporen wurden eingebaut, jedoch die dritte Empore in den Folgejahren teilweise wieder abgerissen. Ein neuer Altar von Lindner, mit einem Altarbild von Müller und gestaltet von Butzäus, wurde errichtet. Teile dieses Altar befinden sich seit 1953 in der Kirche St. Laurenzius in Auerbach. Am 10. Juni 1734 konnte die Petrikirche, nun im barocken Stil, wieder geweiht werden.
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1735
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Am 31. Oktober 1735 ist die Orgel des berühmten Freiberger Orgelbauers Gottfried Silbermann geweiht worden. Diese Freiberger Orgel wurde zeitgleich mit der Orgel der Dresdner Frauenkirche von Silbermann erbaut. Siehe „Silbermannorgel“.
Die Kanzel, das Lesepult, der Taufstein und das Orgelprospekt (alle entworfen von Johann Christian Feige d. Ä.) bilden mit der Silbermannorgel ein abgestimmtes, einzigartiges barockes Ensemble.
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1749
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Aufstockung des Hahnenturmes von Ohndorf mit neuer Haube.
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1830
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Restaurierungen
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1894–1896
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1894 bis 1896 wurde durch Theodor Quentin eine gründliche Erneuerung der Innenausstattung vorgenommen. Die früheren beidseitigen Doppelemporen mit Betstübchen und hölzernen Aufgängen wurden durch je eine Empore mit aufsteigenden Sitzreihen und massiven Aufgängen ersetzt. Diese Empore wurde vergrößert und terrassenförmig aufgebaut. An der Nordseite wurde eine Kapelle für Taufen und Trauungen gebaut. Die Kanzel von 1734 wurde vergrößert und an den südlichen Triumphpfeiler versetzt. Kanzel, Lesepult, Taufstein und Orgel blieben als einziges erhalten. Bei der Errichtung von Kanälen für Luftheizanlagen stieß man auf dem Altarplatz auf Überreste von Toten, die auf dem städtischen Friedhof beigesetzt oder wieder eingemauert wurden. Die Petrikirche ist seit jeher als Begräbnisstätte verwendet worden. In der 1424 angebauten Wolfgangs- oder Tuchmacherkapelle fand sich eine kleine Messingplatte von 1489, welche an die 21 Altäre, die in der Zeit vor der Reformation in der Petrikirche aufgestellt waren, erinnert. Die Kirche bekam den Bergmannsaltar.
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1905
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Am 1. Juli 1905 verließ der letzte Freiberger Türmer Carl August Nepp
den Petriturm.
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1928
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Restaurierungen
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1974–1986
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Die Kirchgemeinden St. Petri und St. Nikolai wurden zur Kirchgemeinde Petri-Nikolai zu Freiberg vereinigt. Die Petrikirche wurde zum Gemeindezentrum umgestaltet. Die Nikolaikirche wurde an die Stadt verkauft und die Petrikirche umgebaut. Dieser Umbau war nur durch große Spenden und umfangreiche Eigenleistungen der Gemeindeglieder von Petri-Nikolai und großzügige Unterstützung durch Kirchgemeinden aus der Bundesrepublik Deutschland möglich (z.B. die Türen durch eine Partnergemeinde aus Hannover).
Die Kirche wurde aufgeteilt in Winterkirche (früher Altarraum) und Hauptkirche. Der Holz- und Steinbildhauer Friedrich Press (1904–1990) gestaltete den Innenraum und schuf für die Kirche die Holzstelen „Die wartende Gemeinde“ an beiden Seitenwänden der Hauptkirche, die Stele an der Glaswand der Winterkirche „Der letzte Schrei“ ebenso wie die Stele an der Glaswand der Hauptkirche „Der wiederkommende Christus als Weltenherrscher“ und den Altartisch.
In dem sich dem Haupteingang anschließendem Raum steht eine überlebensgroße Figur von Dr. Martin Luther. Dieser Raum wird deshalb heute als Lutherraum bezeichnet.
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1980er Jahre
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Die Räume der Petrikirche dienten in den 80er Jahren häufig als Versammlungsort des „Freiberger Friedensarbeitskreises“, die Turmstube des Petriturmes war ein abhörsicherer Treffpunkt des kirchlichen Öko-Kreises „Grüne Brücke“.
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Oktober 1989
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Im Oktober 1989 erfolgten in der Petrikirche im Vorfeld der friedlichen Revolution die ersten Fürbittegottesdienste und Gesprächsforen in der Region Freiberg. Die erste friedliche Demonstration nahm am 25.10.1989 hier ihren Anfang.
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2003–2005
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Restaurierung des „Faulen Turmes“: Die Arbeiten begannen am 06.10.2003. Nach der Demontage der Glocken und den Abbrucharbeiten am Glockenturm musste die ursprüngliche Planung aufgegeben werden, die Fachwerkskonstruktion vor Ort zu reparieren. Dachstuhl und Glockenstube waren in ihrer Holzkonstruktion zu stark geschädigt. Wiederverwendbare Hölzer wurden numeriert und gesichert. Vor der Kirche wurde ein Schnürboden errichtet und die gesamte Fachwerkskonstruktion unter Verwendung der erhaltenswerten Bauteile mit traditionellen Zimmermannsverbindungen neu aufgebaut.
Nachdem mit viel Aufregung und windigen Verzögerungen die Fachwerkskonstruktion auf den Turm mit dem Kran gehoben wurde, konnte die Mauerschale um das Fachwerk errichtet werden. Die Dachdeckung des Turmes und des Zwischenbaues erfolgten mit hochwertigem Schiefer und die Dachklempnerarbeiten wurden in Kupfer ausgeführt.
Der besondere Schmuck unseres Glockenturmes, die romanischen Gesimse und Bogenfriese, konnten nach dem Vorbild der erhaltenen Teile im Dachbodenbereich der Kirche rekonstruiert werden. Die Formziegel für die Bogenfriese wurden speziell dafür geformt und gebrannt.
Der 1868 aufgebrachte Zementputz hatte sehr ungünstige Auswirkungen auf die Versalzung des Mauerwerkes. So wurden nun Putzarbeiten nach aufwendigen Voruntersuchungen mit einem Kalkputz ausgeführt. Die Farbgebung passte man im Ton an den Bestand der Kirche an und führte sie mit einem Silikatanstrich aus.
Den wertvollen Hilligerglocken konnten im Glockenschweißwerk Lachenmeyer in Nördlingen die Kronen ergänzt, Löcher und ausgeschlagene Stellen verschweißt und neue Klöppelhängeeisen eingesetzt werden. Am Glockenstuhl wurde die historische Aufhängung rekonstruiert und die gekröpften Joche ausgebaut. Die Glocken hängen heute wieder an Eichenholzjochen. Die Schallöffnungen am Turm wurden erweitert und mit feststehenden Lamellenkonstruktionen versehen.
Nach dem Abschleifen der alten Farbschichten an allen Fenstern und Türen der gesamten Kirche, dem Neuverkitten der Scheiben und kleineren Reparaturen sind die Holzbauteile mit einem Leinölfirnis gestrichen worden. Zusätzlich war es möglich, die Fenster- und Türeneinfassungen zu überarbeiten und mit einem Farbanstrich zu versehen. Die Dächer der Seitenkapellen konnten erneuert werden.
Die Gesamtbaukosten lagen bei 723.000 Euro.
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2006–2007
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Die Silbermannorgel wurde umfassend restauriert und dem Originalzustand angenähert (Siehe „Silbermannorgel – Restaurierung“).
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